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      3 days ago

      Dann hätte die BRD den Osten nicht in Grund und Boden stampfen sollen😉

      Zum Beispiel mal Perspektive statt Arbeitslosigkeit schaffen wäre ein guter Anfang gewesen.

      • RoflmasterBigPimp@feddit.org
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        2 days ago

        Die DDR hatte sich bereits weitgehend selbst zersetzt. Die Menschen sind nicht ohne Grund mit Sack und Pack gegangen, sobald es möglich war – teils schon vor der offiziellen Grenzöffnung. Die wirtschaftliche Perspektivlosigkeit war kein Import aus dem Westen. Und wer einmal gegangen war, kam in den allermeisten Fällen nicht wieder zurück.

        Insgesamt hätte es ein starkes, zielgerichtetes staatlichfinanziertes Konjunkturprogramm gebraucht. (Denn der “Soli” hat jedenfalls nicht gerade dazu beigetragen, dass sich die Westdeutschen über ihre ostdeutschen Brüder und Schwestern gefreut hätten, im Gegenteil sogar; Er hat neue Spannungen geschaffen.)

        Aber selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich funktioniert hätte. Die Leute waren frustriert und wollten die (ehemalige) DDR hinter sich lassen. Vielleicht wären manche zurückgekommen vielleicht auch nicht aber das Land ist bis heute verdammt leer.

        • Mora@pawb.social
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          2 days ago

          Klar, teilweise standen Firmen vor dem bankrott - aber eben nur teilweise. Es gibt mehrere Beispiele von guten Herstellern, die vorallem durch die Währungsunion in Bedrängnis kamen, was für den Osten ein Crash mit Ansage war. Statt da eben mal Geld in die Hand zu nehmen um diesen Betrieben wieder auf die Beine zu helfend kam mit der Treuhand der große Ausverkauf mit so tollen Sachen wie:

          • Fabriken für 1 DM + Subventionskassieren
          • Gefälschte Bilanzen zur Preisdrückung
          • Landraub bei Bauern via gefälschte Eigentumspapiere
          • Wettbewerber die ihre Konkurrenten billig einkaufen und dann einstampfen

          Mit dem Ergebnis, dass nur 5% von den Unternehmen von Ostdeutschen übernommen wurden. Da wurden über die Jahre Schäden verursacht die den Soli übersteigen, auch weil der Hauptanteil der Unternehmenssteuern eben an den Hauptstandorten gezahlt wird, was dann ostdeutsche Gemeinden noch mehr in den Ruin treibt.

          Das ganze wurde dann nie richtig aufgearbeitet, und viele Betrüger kamen mit wenn überhaupt geringen Strafen davon.

          • RoflmasterBigPimp@feddit.org
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            2 days ago

            Absolut korrekt. Da können wir uns auch Recht herzlich bei der RAF bedanken für den Ausverkauf an den noch produktiven Fabriken. .__.

            Ich frag mich wie es hier ausgesehen hätte wenn mehr Leute damals hier (im Osten) geblieben wären. Sind die mit der Zeit einfach zu “Westdeutschen” geworden? Jetzt wäre es mal interessant zu wissen wie die Leute die die DDR verlassen haben sobald es möglich war wählen 🤔

            • foenkyfjutschah@programming.dev
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              2 days ago

              Sind die mit der Zeit einfach zu “Westdeutschen” geworden? Jetzt wäre es mal interessant zu wissen wie die Leute die die DDR verlassen haben sobald es möglich war wählen 🤔

              das kannst du in Steffen Maus buchveröffentlichungen zur post-/DDR-gesellschaft nachlesen.

        • foenkyfjutschah@programming.dev
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          2 days ago

          Die wirtschaftliche Perspektivlosigkeit war kein Import aus dem Westen.

          die hausgemachten probleme hatte genosse Gorbatchew ja ganz gut in seinem buch “Umgestaltung und neues Denken für unser Land und für die ganze Welt.” erörtert und dieses ist ja in der DDR auch auf breiteres interesse gestoßen. nur war die partei halt politisch noch in '53 hängen geblieben.

          sehr wohl hatte der imperialistische NATO-block aber sein ziel, die DDR ökonomisch zu zerschlagen aber unter anderem mit diesen mitteln erfolgreich verfolgt:

          • alleinige leistung der reparationen gegenüber der UdSSR und (zu teilen) Polens
          • ausschluß vom welthandel durch die Hallstein-doktrin, während die BRD sehr früh schon zollfrei in den US-amerikanischen markt exportieren konnte
          • Dollarbindung der D-Mark
          • die notwendigkeit, als kleinere gesellschaft ein der WehrmachtBundeswehr ähnliches militärisches potential zu unterhalten
          • unter diesen voraussetzungen und wegen des eingriffs des staates in die bepreisung von gütern und dienstleistungen zur grundversorgung kam es bis zur grenzschließung 1961 zu einem massiven devisendefizit
  • Regenschirm@feddit.org
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    3 days ago

    Die Menschen sind in einer autoritären Blase aufgewachsen, die vielen Sicherheit bot aber zum Preis der Freiheit. Deshalb wollten sie die Demokratie, und die Demokratie wurde dem Gefühl der Menschen nach, während der Flüchtlingskrise und Corona abgeschafft. In diese Bresche sind die Rechten gesprungen. Abgesehen von der derzeit und hoffentlich vorübergehende Weltverschlossenheit, habe ich die “Ossis” immer wesentlich bedachter, sensibler und toleranter empfunden, etwas was ich sehr schätze.

    • foenkyfjutschah@programming.dev
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      2 days ago

      Die Menschen sind in einer autoritären Blase aufgewachsen, die vielen Sicherheit bot aber zum Preis der Freiheit.

      ich halte manches an dem satz für falsch. insbesondere die frontstellung im Kalten Krieg bot lediglich die sicherheit sehr bald wieder knietief im kriech zu sein, wenn die lage kippen sollte. das ist die einzige sicherheit, die dir eine militarisierte gesellschaft bietet.

      Deshalb wollten sie die Demokratie

      sie, die mehrheit, wollte was mit D, das aber auf Mark endet.

      Demokratie wurde dem Gefühl der Menschen nach, während der Flüchtlingskrise und Corona abgeschafft

      das ist eine generation später, die mit dem verständnis von Demokratie, das ein ganz anderes bildungssystem vermittelt hat, aufwuchsen.

      derzeit und hoffentlich vorübergehende Weltverschlossenheit

      nee du, auch die 17 millionen oder was auch immer übrig ist, war, ist, wird und will nie ein homogener block sein.

      • Regenschirm@feddit.org
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        16 hours ago

        sie, die mehrheit, wollte was mit D, das aber auf Mark endet. berechtigter einwand, ja auch das

        das ist eine generation später, die mit dem verständnis von Demokratie, das ein ganz anderes bildungssystem vermittelt hat, aufwuchsen. Es sind sehr viele Alte aus der Wendezeit und deren Kinder. Ich glaube diese Verletzungen werden weitergereicht und bestätigen sich dann oder werden eben gezielt von außen angesprochen.

        nee du, auch die 17 millionen oder was auch immer übrig ist, war, ist, wird und will nie ein homogener block sein. foenkyfjutschah, meinst du dass die leute immer ein homogener block seine wollen?

    • Mora@pawb.social
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      3 days ago

      Ich glaube die erste Entzauberung beim Thema Demokratie ließ nicht lange nach der Wiedervereinigung warten: Massenarbeitslosigkeit durch schmierige Treuhandgeschäfte. Etwas später regelrechte Betrugswellen, die einfach unbekannt waren, weil solche unmoralische Bereicherung in der DDR einfach nicht möglich war.

      Arbeitslosigkeit, Armut, aber auch Perspektivlosigkeit (an der sich bis heute an vielen Orten nichts verändert hat), geht über zu Drogenkonsum, Vernachlässigung von Kultur und Bildung usw.

      Mal ganz abgesehen davon, dass Kapitalismus jedem Menschen einen Wert zuweist und das dem menschlichen Ego nicht zuträglich ist, wenn man plötzlich weniger wertgeschätzt wird, weil man zum Beispiel Reinigungsfachkraft ist. Die finanziellen Möglichkeiten in der DDR waren zwischen allen ähnlich, was eben auch eine Gemeinsamkeit geschaffen hat. Heute gucken wir der “Schere zwischen Arm und Reich” zu, bei der Reiche einfach keine Ahnung von der Lebensrealität der Armen haben.

      • Regenschirm@feddit.org
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        16 hours ago

        weil solche unmoralische Bereicherung in der DDR einfach nicht möglich war. stimmt Mora, da hast du einen viel wichtigeren punkt angesprochen, den ich ausgelassen habe

        Arbeitslosigkeit, Armut, aber auch Perspektivlosigkeit (an der sich bis heute an vielen Orten nichts verändert hat), geht über zu Drogenkonsum, Vernachlässigung von Kultur und Bildung usw. Mal ganz provokativ gefragt. Warum ziehen wir in die großen Städte, wenn die kleineren günstige Mieten und eine Menge Möglichkeiten bieten, u.a. auch die Menschen dort zu unterstützen?

        Mal ganz abgesehen davon, dass Kapitalismus jedem Menschen einen Wert zuweist… Ist das nicht eher Erziehung oder von den Eltern mitgegeben?

        …bei der Reiche einfach keine Ahnung von der Lebensrealität der Armen haben. Was die Frage eröffnet, wie es erst sein wird, wenn Arbeit des Menschen nicht mehr oder kaum noch benötigt wird?