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    2 days ago

    Toleranz ist als Konzept deutlich älter als Humanismus. Ich denke, es ist egal aus welcher Grundlage man persönlich zur Toleranz kommt. Sie ist schlichtweg im Grundgesetz geboten und niemand kann sie als “seine” Idee beanspruchen, geschweige denn aus diesem Anspruch eine ideologische Vorherrschaft banspruchen.

    Aus meiner Sicht hat Religion deshalb hier nichts verloren. Religionsausübung ist etwas für den Bereich außerhalb der Schule.

    Religion hat selbstverständlich auch an Schulen etwas “verloren” und die Schüler und Lehrer haben ein Recht, ihre Religion in einem geeigneten Rahmen auch in der Schule auszuleben. Das Grundgesetz und damit auch das Recht auf Religionsfreiheit gilt selbstverständlich auch an den Schulen. Was nicht geht, ist dass es eine staatliche Vorgabe gibt, welche Religion in der Schule maßgeblich sein soll, oder dass Lehrkräfte den Schülern ihre Religion oder Weltanschauung aufdrücken. Siehe Artikel 4 GG:

    (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
    (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
    (3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.

    • hsdkfr734r@feddit.nl
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      2 days ago

      Ich denke, es ist egal aus welcher Grundlage man persönlich zur Toleranz kommt. Sie ist schlichtweg im Grundgesetz geboten und niemand kann sie als “seine” Idee beanspruchen

      100℅

      Religion hat selbstverständlich auch an Schulen etwas “verloren” und die Schüler und Lehrer haben ein Recht, ihre Religion in einem geeigneten Rahmen auch in der Schule auszuleben.

      Seine eigene Religion ausüben ganz klar. Aber für sich selbst. Dort wo man andere beeinflusst, muss man dann zurückstecken. Ich hab eine recht extreme Ansicht dazu. Politische und religiöse Ansichten behält man als Angestellter im ö.D. für sich. Man ist Staatsdiener und muss diese Rolle ausüben. Religionsausübung ist persönlich, die berufliche Tätigkeit dienstlich.

      Es ist OK, wenn jemand neben seinerTopfpflanze und dem Kaffeebecher religiose Symbole oder Hilfsmittel an den eigenen Arbeitsplatz tut. Oder sich mit Kollegen dazu austauscht. Für sich selbst. Nicht als Nachricht an die anderen, welche das Angebot des Staates nutzen (wollen oder müssen).

    • einkorn@feddit.org
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      2 days ago

      Religion hat selbstverständlich auch an Schulen etwas “verloren”

      Hat sie eben nicht, weil es wir Religionsfreiheit haben und das beinhaltet sowohl die Gleichbehandlung von Religionen, als auch die Freiheit von Religion in Ruhe gelassen zu werden.

      Solange in Schulen allerdings die christliche Weltanschauung klar bevorzugt wird, ist die Freiheit der Religionen nicht gegeben und daher sollte die Freiheit von Religion greifen.

      • Saleh@feddit.org
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        1 day ago

        Das Grundgesetz garantiert die Religionsausübung, siehe Zitat. Schulen sind kein Grundrechtsfreier Raum. Im Gegenteil haben sie die besondere Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgern und den Werten des Grundgesetzes zu bilden.

        “Freiheit von Religion” ist eine Weltanschauung und diese mit Zwang gegen andere Weltanschauungen oder Religionen an Schulen durchzusetzen ist nicht weniger autoritär, als eine bestimmte Religion per Zwang durchzusetzen.

        Wie gesagt, das Grundgesetz garantiert die Religionsausübung, also haben die Schulen die Pflicht, den Schülerinnen und Schülern ebenso wie den Lehrer die Ausübung ihrer Religion zu ermöglichen, sofern sie damit nicht die Religionsausübung anderer beeinträchtigen.

        Solange in Schulen allerdings die christliche Weltanschauung klar bevorzugt wird, ist die Freiheit der Religionen nicht gegeben und daher sollte die Freiheit von Religion greifen.

        Den Satz finde ich jedoch sehr spannend, weil er eine grundlegende Tendenz aufzeigt. Extreme Säkularität wird als Antwort auf die Probleme der bisherigen Rolle bestimmter christlicher Glaubensrichtung gegen alle Religionen gefordert. Dabei haben z.B. Juden und Muslime herzlich wenig damit zu tun, was im Namen des christlichen Glaubens in Deutschland so angestellt wurde und wird, und werden kollektiv mitbestraft.

        • einkorn@feddit.org
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          1 day ago

          Du scheinst Religionsfreiheit mit Religionsunterricht gleichzusetzen, was ein absoluter Trugschluss ist.

          Der Staat hat aufgrund der von dir genannten Artikel zu garantieren, dass jede Person ihre Religion frei ausüben kann, er muss dabei die Person nicht aktiv unterstützen. Der in Deutschland verbreitete christliche Religionsunterricht (genauso wie die Kirchensteuer) ist eine Bevorzugung des Christentums und ein Abschaffen dessen keine Benachteiligung von Juden oder Moslems, wie du das versuchst darzustellen. Der Staat ist nicht verpflichtet Anhängern einer Religion ihre Inhalte zu vermitteln.

          Wo der Staat aktiv eingreifen muss, ist wenn die freie Ausübung von Religion bedroht ist. Z.B. bei Anschlägen auf Synagogen oder Moscheen ist der Staat in der Pflicht eben diese freie Ausübung sicherzustellen.

          • Saleh@feddit.org
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            1 day ago

            Deine Aussage “Freiheit von Religionen” an Schulen würde bedeuten, dass Kippah, Kopftücher, Schmuck mit Kreuzen u.ä. verboten werden müsste. Ebenso dürfte dann niemand in einer Schule für sich selbst beten. Es müssten alle religiösen Lehrer und Schüler an der Ausübung ihrer Religion gehindert werden, damit sich niemand, der sich “frei von Religion” fühlen will, durch die individuelle Ausübung anderer “belästigt” fühlen könnte.

            Diese extremistische Säkularität sehen wir z.B. in Frankreich, wo ebenjene persönlichen Symbole der Religion verboten werden, damit alle “frei” sind. “Frei” genau nur das zu tun und zu tragen, was der Staat ihnen vorschreibt…

            Das hat mit Religionsunterricht, oder von der Schule vorgeschriebenen Symbolen u.ä. nichts zu tun. Die Schule als Institution hat religiös neutral zu sein. Sie darf aber nicht erzwingen, dass die Religion ihrer Schüler oder Lehrer unsichtbar werden muss, wie es “frei von Religion” bedeuten würde.

            • einkorn@feddit.org
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              1 day ago

              Deine Aussage “Freiheit von Religionen” an Schulen würde bedeuten, dass Kippah, Kopftücher, Schmuck mit Kreuzen u.ä. verboten werden müsste. Ebenso dürfte dann niemand in einer Schule für sich selbst beten. Es müssten alle religiösen Lehrer und Schüler an der Ausübung ihrer Religion gehindert werden, damit sich niemand, der sich “frei von Religion” fühlen will, durch die individuelle Ausübung anderer “belästigt” fühlen könnte.

              Nein, heißt es nicht, weil Menschen sehr wohl religiös sein dürfen aufgrund der Religionsfreiheit, der Staat aber nicht. Freiheit von Religion bedeutet, andere dürfen mir ihre Religion nicht aufzwingen, nicht dass sie sie nicht leben dürfen. Es ist mir pieps egal, ob mein Lehrer einen Turban oder eine Kippa trägt. Es ist mir pieps egal, ob meine Mitschüler Hidschāb oder Rosenkranz tragen. Das sind persönliche Entscheidungen.

              Wenn allerdings Gottkaiser Maggus wieder sein Kruzifix in jedem Klassenzimmer will, ist das einerseits eine Bevorzugung und andererseits eine Vermischung von Staat und Religion, die keine Legitimierung hat.