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Ergebnis: Mehr als Atheisten und Religiöse gaben Agnostiker an, mit Entscheidungen lange zu zögern und zu hadern. Eine solche Unentschlossenheit ist mit Ängsten und Depressionen verbunden. Die aktuelle Studie bestätigte das: Agnostiker beschrieben sich als emotional instabiler. Außerdem suchten sie vermehrt »nach Alternativen im Leben«. Darin zeigt sich einerseits ihre ausgeprägte Offenheit, aber auch ein Hang zu Perfektionismus und Unzufriedenheit.
Das passt zu einer weiteren Eigenheit von Agnostikern: Sie neigten weniger als Gläubige und Atheisten dazu, sich selbst durch eine rosarote Brille zu sehen. Die religiösen Befragten etwa hielten sich für besonders sozial – zu Unrecht, wie frühere Studien bereits belegten. Allerdings tut eine solche verzerrte Selbsteinschätzung in der Regel eher gut. Agnostiker dagegen machen sich das Leben schwer, indem sie sich nicht so leicht zufriedengeben: nicht mit sich selbst und nicht mit einer Glaubensentscheidung.

  • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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    9 days ago

    In dem Wikipedia-Artikel steht aber halt auch nichts zur Begründung für die Ablehnung des Glaubens an Götter. Und mit “No True Scotsman” hat das auch nichts zu tun.

    Atheismus bedeutet, nicht von der Existenz Gottes oder Göttern überzeugt zu sein. Das ist alles. Gibt es Atheisten, die glauben zu wissen es gäbe keinen Gott? Vielleicht. Trifft das auf alle Atheisten zu? Nein, ganz bestimmt nicht. Die Behauptung, Atheismus bedeutet, man glaube zu wissen, dass kein Gott existieren, hört man aber häufiger von religiösen Menschen als von Atheisten. Ich habs ewig nicht mehr von Atheisten gehört, und noch nie von Erwachsenen. Was diese Behauptung aber spätestens zum Scheinargument macht ist, dass sie von religiösen Menschen als feste Definition des Begriffs Atheismus verwendet wird, wenn sie gegen Atheismus argumentieren wollen, auch wenn ihnen jemand mit dieser Philosophie nicht gegenübersitzt.

    • Saleh@feddit.org
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      9 days ago

      Anstatt der kategorischen Ablehnung, also dem Anspruch auf “Wissen” gibt es auch den Begriff des Agnostizismus, eben die Aussage, dass man nicht weiß. Wo siehst du den Unterschied zwischen Atheismus und Agnostizismus?

      Der Artikel im Spektrum verwendet diese Begriffe auch genau so, wie ich sie als religiöser Mensch verwende:

      Religiöse Menschen glauben an Gott; Atheisten glauben, dass es keinen Gott gibt. Agnostiker hingegen glauben weder das eine noch das andere. Sie sagen: Seine Existenz lässt sich nicht beweisen, seine Nichtexistenz aber auch nicht. Damit liegen sie nicht einfach in der Mitte zwischen religiösen und nichtreligiösen Menschen – vielmehr haben sie ein ganz eigenes psychologisches Profil. Zu diesem Schluss kommen Moise Karim und Vassilis Saroglou von der Katholischen Universität Löwen in Belgien in der Fachzeitschrift »Self & Identity« nach Auswertung einer britischen Umfrage.

      Darin besteht für mich dann auch der “no true scotsman”. Wenn man agnostisch ist, muss man nicht von Atheismus sprechen. Umgekehrt finde ich es dann etwas albern den Agnostizismus als “typischen” Fall von Atheismus zu interpretieren und die Unterscheidung zwischen Atheismus und Agnostizismus als “Scheinargument” zu bezeichnen.

      • @Saleh @CyberEgg Für mich sind Atheismus/Theismus und Agnostizismus/Gnostizismus einfach zwei unabhängige Dimensionen, für die jeder separat entscheiden kann, auf welcher Seite man sich einordnet.

        Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Agnostizismus :
        Agnostizismus ist sowohl mit Theismus als auch mit Atheismus vereinbar, da der Glaube an Gott und die Ablehnung von Gott möglich sind, selbst wenn die Gewissheit seiner Existenz oder Inexistenz fehlt. […] Die Frage „Gibt es einen Gott?“ beantworten Agnostiker nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern mit „Ich weiß es nicht“, „Es ist nicht geklärt“, „Es ist nicht beantwortbar“ bzw. „Ich kann es nicht wissen (können)“ oder ähnlichem.

        Oder in meinen Worten:
        Glaubst du an Gott? Falls ja, bist du Theist. Falls nein, bist du Atheist. Auch wenn man das für sich nur als “Arbeitshypothese” annimmt, oder sich unsicher ist, werden das die meisten mit ja oder nein beantworten können.

        Weißt du (sicher), ob es einen Gott gibt? (bzw. kann man das wissen?) Ja: Dann bist du gnostisch. Nein: Dann agnostisch

      • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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        9 days ago

        Du missverstehst. “Ich habe keinen Grund, an die Existenz von Göttern zu glauben, ich habe bisher noch keine überzeugenden Beweise gesehen” ist etwas ganz anderes als “Man kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen.” Letzteres ist Agnostizismus, ersteres Atheismus. Und dafür, dass Spektrum Atheismus falsch/unvollständig zusammenfasst, kann ich auch nichts.

        Ich versuche mal, es etwas anders darzustellen. Du sagst, du bist religiös. An welchen Gott oder an welche Götter glaubst du?

        • Saleh@feddit.org
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          9 days ago

          Ich bin Muslim. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, und dass alle monotheistischen Religionen an den Selben, da einen, Gott glauben. D.h. ich sehe in meinem Glauben auch keinen grundsätzlichen Widerspruch zu Juden, Christen oder anderen Monotheisten, sondern zuvordererst theologische Unterschiede.

          Wie unterscheiden sich

          Ich habe keinen Grund, an die Existenz von Göttern zu glauben, ich habe bisher noch keine überzeugenden Beweise gesehen

          und

          Man [bzw. ich-subjektiv] kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen.

          konkret? Indem du im ersten Fall sagst “noch keine überzeugenden Beweisen” schließt du die Möglichkeit der Existenz ein. Das ist aus meiner Sicht Agnostizismus, weil du dich weder in die eine noch in die andere Richtung festlegst.

          Ansonsten sei noch die Bemerkung erlaubt, dass deine Art über dieses Thema zu reden deutlich aufgeschlossener und neutraler ist, als man es bei anderen Leuten hier im Faden sieht.

          • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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            8 days ago

            Wie unterscheiden sich [Atheismus] und [Agnostizismus] konkret? Indem du im ersten Fall sagst “noch keine überzeugenden Beweisen” schließt du die Möglichkeit der Existenz ein. Das ist aus meiner Sicht Agnostizismus, weil du dich weder in die eine noch in die andere Richtung festlegst.

            Nein, ich lege mich schon fest. Ich glaube nicht, dass ein Gott existiert, und ich begründe diese Ansicht damit, dass es bisher keine überzeugenden Beweise für die Existenz von Göttern gibt. Ich persönlich bezweifle, dass es jemals welche geben wird, aber ich schließe es auch nicht kategorisch aus, weil das keine falsifizierbar Aussage wäre. Während Agnostizismus hingegen sagt, man kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen kann und sich damit auf keine “Seite” schlägt. Atheisten folgen damit der wissenschaftlichen Methodik, während Agnostizismus auf Empirie verzichtet und die Diskussion grundsätzlich mit unterbindet.

            Ich bin Muslim. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, und dass alle monotheistischen Religionen an den Selben, da einen, Gott glauben. D.h. ich sehe in meinem Glauben auch keinen grundsätzlichen Widerspruch zu Juden, Christen oder anderen Monotheisten, sondern zuvordererst theologische Unterschiede.

            Deinem zweiten Satz kann ich nur zustimmen. Aber das ist ein anderes Thema.

            Die Frage, die sich mir dann stellt, ist ob du auch an die Existenz anderer Götter glaubst., Thor/Donar, Odin/Wotan, Zeus/Jupiter, Ares/Mars, Belenus, Brigantia, Badb, usw, und davon ausgehend, dass die Antwort “Nein” lautet (korrigier mich, wenn ich falsch liege), die Folgefrage, warum nicht?