Ich weiß… nur, realistisch gesprochen, was schlägst du alternativ vor? Ich habe wohl genauso wenig Bock auf eine AfD-Regierung egal wo wie du.
Nur wie wollen wir damit umgehen, wenn diese Partei dort nicht mehr nur kleine Zufallserfolge mit einem harten Kern einfährt, sondern sich offenbar grundsätzlich und in der Breite festgesetzt hat und sogar stärkste Kraft ist?
Selbst wenn wir es doch noch irgendwie geschissen kriegen, dass die Partei verboten wird (woran ich nicht glaube, weil wir blöd genug waren, das Starten des Prozesses in die Hände von Politikern zu legen), bleiben ja trotzdem die Wähler und ihre Einstellungen. Die können wir nicht verbieten und sie bleiben als antidemokratischer, extremistischer Mühlstein um den Hals Ostdeutschlands. Wie soll man die zurückholen? Die Union probiert es mit der Imitation des Sounds der AfD -> funktioniert nicht. Die Linke am anderen Ende probiert es mit dem klaren Gegenentwurf zu deren Politik -> funktioniert auch nicht. Die wollen das offenbar wirklich.
Meinetwegen wähle es runter, aber ich weiß tatsächlich nicht, wie man den Konflikt zwischen ‘große Menge Leute hat von der Einstellung her das Fundament unseres Staates verlassen’ und ‘in unserer Demokratie entscheiden Mehrheiten’ auflösen kann.
AfD verbieten ist Schritt 1. Dann macht man Politik, die den AfD Wählern tatsächlich hilft. Die Wut der Menschen auf das “Establishment” ist ja sehr berechtigt und die AfD schafft es halt, diese Wut auf Minderheiten und ausländische Minderheiten zu lenken. Die “Etablierten” könnten den Spuk der AfD ja relativ schnell beenden, wenn sie halt Wirtschaftspolitik aus den 50ern auspacken würden, statt Gesellschaftspolitik aus den 50ern.
Aber gut, du hast nach realistischen Optionen gefragt, die realistischste Option ist wohl, dass wir wieder einen zivilisatorischen Kontrollverlust erleben werden, und dann ist es wieder für 3 Generationen gut, wenn sich alle menschenfeindlich austoben durften.
Dann macht man Politik, die den AfD Wählern tatsächlich hilft. Die Wut der Menschen auf das “Establishment” ist ja sehr berechtigt und die AfD schafft es halt, diese Wut auf Minderheiten und ausländische Minderheiten zu lenken.
Volle Zustimmung!
Die “Etablierten” könnten den Spuk der AfD ja relativ schnell beenden, wenn sie halt Wirtschaftspolitik aus den 50ern auspacken würden, statt Gesellschaftspolitik aus den 50ern.
Meinst du nicht, dass diese Wähler nicht auch explizit die Gesellschaftspolitik der 50er haben wollen? “Damals”, als alles noch vermeintlich so viel einfacher war… Wie in einem anderen Kommentar schon mal gesagt, sind die AfD-Wähler ja nicht nur die wirtschaftlich abgehängten, die man mit einem robusten Sozialstaat wieder auf den Boden unserer Verfassung zurückbringt und die eigentlich wirtschaftlich links denken. Sondern es sind doch auch diejenigen, die auch wirtschaftlich rechts denken und die, wie ein Musk, Milei oder Trump, einen “schlanken” Staat wollen, der “endlich aufhört, ihr sauer verdientes Geld zu verschleudern”. Die kriegst du damit halt nicht, denke ich (und ich glaube, das wäre auch genau einer der Punkte, an der die AfD im Falle einer Regierung zerreißen würde, denn eine libertäre Wessi-Finanz-Weidel passt halt mit einem “Sozialstaat für (Ost-)Deutsche”-Kümmerer-Chrupalla eigentlich null zusammen und klappt bisher nur, weil das gemeinsame Ziel “Establishment zerstören” dominiert).
Ich hatte jetzt mehrfach das zweifelhafte Vergnügen, beruflich AfD-Anhänger kennenzulernen. Arm war keiner von denen, aber sie alle hatten diese Sehnsucht nach simplen Antworten in einer Welt, die komplexer und anstrengender wird. Die wollen sich dem nicht stellen, die wollen keine Antworten finden, die wollen einfach “zurück” und mit dem Kopf in den Sand. Ich glaube, die kapieren es halt erst, wenn sie selber sehen, dass ihnen gequirlte Scheiße vorgemacht wurde.
Meinst du nicht, dass diese Wähler nicht auch explizit die Gesellschaftspolitik der 50er haben wollen?
Weiß nicht, glaube nicht, dass sie das stark genug wollen, ehrlich gesagt. Wenn das verfestigtes Verlangen wäre, hätte die NPD oder Republikaner oder sonst wer ja schon in den 90ern beinahe 40% und mehr einfahren müssen.
Ich vermute, dass es den meisten Menschen eigentlich grundlegend egal ist, wer um sie rum wohnt und Dinge tut. Solange es den Leuten gut geht UND es so aussieht, als würde es immer besser, ist alles andere herzlich egal. Deswegen sind es nicht nur die wirtschaftlich abgehängten, weil das Versprechen des Wohlstandsfortschritts zugunsten der besitzenden Klasse aufgegeben wurde.
Einfach nur stumpf ein Beispiel: die medizinische Versorgung wird flächendeckend schlechter. Auf dem Land gibt es keine Ärzte mehr, alle sinnvolle Versorgung kostet extra und dreifach, Facharzttermine, Kinderarztplätze etc. bekommt man gar nicht mehr. Wenn da dann jemand kommt und sagt “Die Geflüchteten nehmen euch die Arzttermine weg” dann ist das Stuss, aber deutlich weniger kompliziert als “Das Gesundheitssystem wurde zerstört, weil die Gierigen dieser Welt das Geld haben wollen, dass wir sonst für eine gute Versorgung ausgeben könnten”. Und v.a. die Lösung erscheint dann deutlich einfacher und schneller umzusetzen. Und dieses Muster kann ich auf alle Probleme anwenden. Gerade im Osten. Im Westen hatten wir ja noch den Vorteil, dass das Wohlstandsversprechen 2-3 Generationen aufging. Im Osten war der Wohlstandsfortschritt zu DDR Zeiten langsamer, dann kam mit der Wende nochmal der Double Down des Versprechens und passiert ist quasi nichts. Au contraire, die neuen Bundesländer wurden sogar noch früher abgezogen als der Westen.
Jeden Wandel kann ich ja positiv gestalten, mit Vorteilen für alle Menschen, aber das tun die Etablierten ja nicht. Und die Lösungen der progressiven “Radikalen” sind zwar meistens richtig, aber brauchen 5 Schritte in der Erklärung, da schaltet man gerne ab, eben genau weil es vielen eigentlich egal ist.
Ich weiß… nur, realistisch gesprochen, was schlägst du alternativ vor? Ich habe wohl genauso wenig Bock auf eine AfD-Regierung egal wo wie du.
Nur wie wollen wir damit umgehen, wenn diese Partei dort nicht mehr nur kleine Zufallserfolge mit einem harten Kern einfährt, sondern sich offenbar grundsätzlich und in der Breite festgesetzt hat und sogar stärkste Kraft ist?
Selbst wenn wir es doch noch irgendwie geschissen kriegen, dass die Partei verboten wird (woran ich nicht glaube, weil wir blöd genug waren, das Starten des Prozesses in die Hände von Politikern zu legen), bleiben ja trotzdem die Wähler und ihre Einstellungen. Die können wir nicht verbieten und sie bleiben als antidemokratischer, extremistischer Mühlstein um den Hals Ostdeutschlands. Wie soll man die zurückholen? Die Union probiert es mit der Imitation des Sounds der AfD -> funktioniert nicht. Die Linke am anderen Ende probiert es mit dem klaren Gegenentwurf zu deren Politik -> funktioniert auch nicht. Die wollen das offenbar wirklich.
Meinetwegen wähle es runter, aber ich weiß tatsächlich nicht, wie man den Konflikt zwischen ‘große Menge Leute hat von der Einstellung her das Fundament unseres Staates verlassen’ und ‘in unserer Demokratie entscheiden Mehrheiten’ auflösen kann.
AfD verbieten ist Schritt 1. Dann macht man Politik, die den AfD Wählern tatsächlich hilft. Die Wut der Menschen auf das “Establishment” ist ja sehr berechtigt und die AfD schafft es halt, diese Wut auf Minderheiten und ausländische Minderheiten zu lenken. Die “Etablierten” könnten den Spuk der AfD ja relativ schnell beenden, wenn sie halt Wirtschaftspolitik aus den 50ern auspacken würden, statt Gesellschaftspolitik aus den 50ern.
Aber gut, du hast nach realistischen Optionen gefragt, die realistischste Option ist wohl, dass wir wieder einen zivilisatorischen Kontrollverlust erleben werden, und dann ist es wieder für 3 Generationen gut, wenn sich alle menschenfeindlich austoben durften.
Volle Zustimmung!
Meinst du nicht, dass diese Wähler nicht auch explizit die Gesellschaftspolitik der 50er haben wollen? “Damals”, als alles noch vermeintlich so viel einfacher war… Wie in einem anderen Kommentar schon mal gesagt, sind die AfD-Wähler ja nicht nur die wirtschaftlich abgehängten, die man mit einem robusten Sozialstaat wieder auf den Boden unserer Verfassung zurückbringt und die eigentlich wirtschaftlich links denken. Sondern es sind doch auch diejenigen, die auch wirtschaftlich rechts denken und die, wie ein Musk, Milei oder Trump, einen “schlanken” Staat wollen, der “endlich aufhört, ihr sauer verdientes Geld zu verschleudern”. Die kriegst du damit halt nicht, denke ich (und ich glaube, das wäre auch genau einer der Punkte, an der die AfD im Falle einer Regierung zerreißen würde, denn eine libertäre Wessi-Finanz-Weidel passt halt mit einem “Sozialstaat für (Ost-)Deutsche”-Kümmerer-Chrupalla eigentlich null zusammen und klappt bisher nur, weil das gemeinsame Ziel “Establishment zerstören” dominiert).
Ich hatte jetzt mehrfach das zweifelhafte Vergnügen, beruflich AfD-Anhänger kennenzulernen. Arm war keiner von denen, aber sie alle hatten diese Sehnsucht nach simplen Antworten in einer Welt, die komplexer und anstrengender wird. Die wollen sich dem nicht stellen, die wollen keine Antworten finden, die wollen einfach “zurück” und mit dem Kopf in den Sand. Ich glaube, die kapieren es halt erst, wenn sie selber sehen, dass ihnen gequirlte Scheiße vorgemacht wurde.
Weiß nicht, glaube nicht, dass sie das stark genug wollen, ehrlich gesagt. Wenn das verfestigtes Verlangen wäre, hätte die NPD oder Republikaner oder sonst wer ja schon in den 90ern beinahe 40% und mehr einfahren müssen.
Ich vermute, dass es den meisten Menschen eigentlich grundlegend egal ist, wer um sie rum wohnt und Dinge tut. Solange es den Leuten gut geht UND es so aussieht, als würde es immer besser, ist alles andere herzlich egal. Deswegen sind es nicht nur die wirtschaftlich abgehängten, weil das Versprechen des Wohlstandsfortschritts zugunsten der besitzenden Klasse aufgegeben wurde.
Einfach nur stumpf ein Beispiel: die medizinische Versorgung wird flächendeckend schlechter. Auf dem Land gibt es keine Ärzte mehr, alle sinnvolle Versorgung kostet extra und dreifach, Facharzttermine, Kinderarztplätze etc. bekommt man gar nicht mehr. Wenn da dann jemand kommt und sagt “Die Geflüchteten nehmen euch die Arzttermine weg” dann ist das Stuss, aber deutlich weniger kompliziert als “Das Gesundheitssystem wurde zerstört, weil die Gierigen dieser Welt das Geld haben wollen, dass wir sonst für eine gute Versorgung ausgeben könnten”. Und v.a. die Lösung erscheint dann deutlich einfacher und schneller umzusetzen. Und dieses Muster kann ich auf alle Probleme anwenden. Gerade im Osten. Im Westen hatten wir ja noch den Vorteil, dass das Wohlstandsversprechen 2-3 Generationen aufging. Im Osten war der Wohlstandsfortschritt zu DDR Zeiten langsamer, dann kam mit der Wende nochmal der Double Down des Versprechens und passiert ist quasi nichts. Au contraire, die neuen Bundesländer wurden sogar noch früher abgezogen als der Westen.
Jeden Wandel kann ich ja positiv gestalten, mit Vorteilen für alle Menschen, aber das tun die Etablierten ja nicht. Und die Lösungen der progressiven “Radikalen” sind zwar meistens richtig, aber brauchen 5 Schritte in der Erklärung, da schaltet man gerne ab, eben genau weil es vielen eigentlich egal ist.