Eine kleine Argumentationshilfe, für den Fall, dass man mit Leuten diskutieren muss, die die Märchen der Rechten unreflektiert übernommen haben.

  • Shadowbannedandproud@mander.xyz
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    4 hours ago
    1. „Bald sind Deutsche in der Minderheit“

    Was dahintersteckt: Schon lange geistert die Idee durchs Netz, wonach Deutsche bald „im eigenen Land“ in der Minderheit seien. Spätestens seit 2015 als verfälschtes Zitat einer Grünen-Politikerin. Das triggert Wahnvorstellungen einer „Umvolkung“ und bedient sich bei Nazi-Vokabular. Wer nur auf die Zahlen starrt, könnte das sogar glauben. Ein Beispiel: Heutzutage haben 42 Prozent der Schüler Migrationshintergrund.

    Was daraus wird: Tatsächlich prägt Zuwanderung unsere Bevölkerung, besonders bei den Jüngeren. Aber was dabei oft missverstanden wird: Migranten sind keine einheitliche Gruppe. Dreiviertel der Schüler mit Migrationshintergrund sind hier geboren. Rund die Hälfte hat Wurzeln in einem Land Europas. Nur weil sie Migrationshintergrund haben, haben sie nicht mehr gemeinsam als andere. Wenn überhaupt, dann müsste man also sagen: Bei den Schülern gibt es bald keine ethnischen Mehrheiten mehr.

    Die Gegenargumentation ist hier ziemlich an den Haaren herbeigezogen, oder?

    • nicerdicer@feddit.orgOP
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      5 hours ago

      Ja und nein. Die Aussage „Bald sind Deutsche in der Minderheit“ bezieht sich sicherlich auf die Feststellung irgendwelcher Nazi(Symathisanten), die behaupten, dass der weisshäutige, idealerweise blauäugige Deutsche bald selbst eine Minderheit darstellt. Deutsch sein wird hier hauptsächlich über rein körperliche Merkmale (weiss, blond,…) definiert.

      Das Gegenargument greift eine andere Definition des Deutsch-seins auf: hier sind es nicht die körperlichen Merkmale, die jemanden zum Deutschen machen, sondern die Sozialisation (in Deutschland geboren, die deutsche Kultur miterlebt).

      Ich finde eine solche Aussage, nämlich, dass die Deutschen iin ihrem eigenen Land in der Minderheit seien, irreführend. Je nach pserönlicher Auffassung sind die Deutschen nämlich nicht in der Minderheit. Ich mache das Deutsch-sein nicht am äußerlichen Erscheinungsbild fest, sondern daran, ob jemand unsere kulturellen Werte lebt, teilt und weitergibt - also “deutsch” sozialisiert wurde.
      Wer aber das Deutsch-sein als weisse Haut, blonde Haare, blaue Augen usw. definiert, wird sich sicherlich darin bestätigt wissen, dass „Deutsche bald in der Minderheit“ sind, da Leute, die diese Aussage aufrecht erhalten, dann alles selektiv wahrnehmen, und nur Mitmenschen erkennen, die “undeutsch” aussehen und dann entsprechend schlussfolgern.

      • Shadowbannedandproud@mander.xyz
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        4 hours ago

        Aber damit erkennst du ja schon an, dass die Aussage – in der Form, wie sie von den sie Tätigenden gemeint ist – prinzipiell stimmt.