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Cake day: July 26th, 2025

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  • Niemand muss die Wohnung mieten. Aber zum Start kann das ein guter Deal sein. Ich bin vor 20 Jahren nach Köln gezogen, um eine Ausbildung zu machen. Nach einer Zwischenmiete habe ich eine Wohnung von meinem Chef gemietet. Nach einem Jahr habe ich dann woanders eine WG gegründet. War eine gute Zwischenlösung. Miete fair, und vertraglich ist das ja auch getrennt.

    Natürlich ist es ein Abhängigkeitsverhältnis. Der Chef hat mir der Wohnung ein Druckmittel, um das Arbeitsverhältnis zu beeinflussen. Und es erinnert an den frühen Kapitalismus bzw. die Zeit nach dem Ende der Sklaverei, wie das Truck System oder die Company Town, wo Fabrik bzw. Plantagenbesitzer den Lohn über Kost und Logis direkt wieder zurück bekommen haben.

    Aber das wäre ein pauschales Urteil. Für mich war es damals eine gute Lösung, hier kann das auch der Fall sein. Es kommt darauf an, wie dort mit Konflikten umgegangen wird.








  • Da ist was dran.

    Meine Theorie:

    Faktor 1

    Man kann alleine sehr einfach Spaß haben, ohne dabei Kompromisse machen zu müssen. Netflix, Gaming etc.

    Faktor 2:

    Besonders bei Männern ist es sehr angesehen, autonom zu sein. Verantwortung für sich selbst übernehmen, die eigenen Probleme lösen können, alles alleine aushalten, auf niemanden angewiesen sein. Das sind zwar grundsätzlich gute Eigenschaften. Aber es lässt soziale Fähigkeiten verkümmern. Sich austauschen, sich gegenseitig stützen, um Hilfe bitten, gemeinsam trauern, sich in den Arm nehmen.

    Faktor 3:

    Personalisierung und Notifications. Wir werden daran gewöhnt, dass wir aus Vorschlägen auswählen können. Wir müssen immer seltener selbst die Initiative ergreifen. Stattdessen wird uns immer etwas angeboten. Wir brauchen Langeweile um uns darüber klar zu werden, was wir wirklich brauchen und wollen. Aber Langeweile gibt es nicht mehr.

    Apps und Personalisierte Vorschläge weisen uns auch nicht zurück. Viele haben große Angst vor Zurückweisung. Das macht es zusätzlich schwer, auf andere Menschen zuzugehen.

    Faktor 4:

    Kompromisslosigkeit. Wer immer die Auswahl hat, swiped einfach weiter, wenn etwas stört. Man verlernt es, Dinge auszuhalten. Stattdessen geht man weiter zur nächsten Option. Menschen sind nicht perfekt und passen nicht perfekt zueinander. Das muss man aushalten.

    Faktor 5:

    Beziehungen sind Arbeit. Man lernt in der Jugend nicht, dass man diese Arbeit aktiv machen muss. In den anderen Faktoren stecken unendlich viele Dinge, mit denen man seine Zeit verbringen kann und die Spaß machen. In der Schule oder Uni sieht man sich sowieso. Man muss das nicht jedes Mal organisieren. Später hat man volle Tage (Arbeit, Streaming, Handy, Familie, Kinder). Wenn man dann nicht aktiv daran arbeitet, seine Freundschaften zu erhalten, versanden sie. Man bekommt auch keine Notifications, wenn man den Kontakt zu seinen Freunden verliert.

    Faktor 6:

    Corona. In der Coronazeit haben sich diese Probleme richtig gut setzen können. Man hat sich an Einsamkeit gewöhnt, den Kontakt verloren, den Verein verlassen etc. Es ist viel anstrengender, neue Kontakte aufzubauen als alte zu erhalten. Dazu hat es einfach viel Kraft gekostet. Viele junge Leute haben es nie gelernt, neue Kontakte aufzubauen. Andere sind umgezogen und konnten in der neuen Stadt/Uni/Job erstmal nicht aus dem Haus gehen.

    Ist das was dran? Fehlt was, habe ich was übersehen?